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Gewerkschaft

Nachruf Klaus Mennicke

Am 13. Februar 2022 ist unser Kollege und ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Landesrechtsschutzstelle Klaus Mennicke, kurz nach Vollendung seines 90. Lebensjahres, gestorben.

Foto: privat - Klaus Mennicke (2. v. r.) mit seinen Kolleg*innen aus der Landesrechtsschutzstelle

Klaus war von 1990 bis 2007 Mitarbeiter in der Landesrechtsschutzstelle der GEW im DGB, Landesverband Berlin. Unmittelbar nach der Öffnung der Mauer im November 1989 und dann ab 1990 begannen wir in Ost-Berlin in den Räumen der Gewerkschaft Wissenschaft, Unter den Linden, (heute residiert dort die Berliner Bank) mit der Rechtsberatung der Kolleg*innen, von denen viele bald Mitglied der GEW wurden. Hier trafen wir auf Klaus, mit dem wir produktiv zusammenarbeiten konnten

In seinem vorangegangenen Berufsleben war Klaus als hauptamtlicher Jurist in der DDR-Gewerkschaft Wissenschaft tätig. Er hatte in den fünfziger Jahren noch nach »altem« bürgerlichen Recht Rechtswissenschaft an der Humboldt – Universität studiert und musste zweimal den großen Umbruch (die »Wende«) miterleben. Zuerst den Aufbau eines neu zu ordnenden Rechts- und Gesellschaftssystems nach dem Zweiten Weltkrieg, das während der Jahre der deutschen Teilung auf dem Gebiet der DDR an sozialistischen Grundsätzen ausgerichtet war. Dies wirkte sich auf das Rechtssystem aus. Danach folgte die Auflösung der DDR, also das Ende dieses Gesellschaftssystems sowie die Übernahme der in der BRD geltenden Regelungen und Gesetze nach den im Einigungsvertrag niedergelegten Anspruchsgrundlagen und Regelungen.

Mit der Auflösung der DDR in den 90-ziger Jahren kamen neue Rechtssysteme und Probleme hinzu, bei denen Klaus uns ehren- und auch hauptamtlichen »West«-Juristinnen hilfreich zur Seite stand. Wir erinnern an die vielen streitigen Neuregelungen nach dem Einigungsvertrag, an die vielen Klagen und Massenkündigungen nach dem Einigungsvertrag wegen (angeblich) fehlender Eignung, an den Streit um die Anerkennung der Ausbildungen, der Lehrer*innenlaufbahnen nach DDR-Recht, was beispielsweise für die Eingruppierung von Bedeutung war, oder wenn es um den Erhalt im Zusammenhang mit der Anerkennung der erworbenen Rentenanwartschaften nach DDR-Recht ging.

Klaus Mennicke wuchs in einer durch Krieg, Nachkriegsnot und durch die deutsche Teilung gekennzeichneten Zeit auf. Klaus ist in West-Berlin geboren und verbrachte einen Teil seiner Jugend und Kindheit in der Ebersstraße in Schöneberg. Er ging freiwillig in die DDR und hat sich in Abgrenzung zu seinem Vater, einem strammen Nationalsozialisten, als Sozialist verstanden, getragen von der festen Überzeugung, dass der Nationalsozialismus vernichtet werden muss. Klaus vertrat die Ansicht, dass er sich – nicht zuletzt aufgrund seiner eigenen persönlichen Erfahrungen – für eine bessere solidarische Gesellschaft engagieren muss. Das hat er im Rahmen seines beruflichen und privaten Umfeldes und in guter Zusammenarbeit mit uns getan. Dieses Engagement hat er, nachdem er zum »Frührentner« gemacht geworden war, fortgesetzt, die Kolleg*innen aus der ehemaligen DDR, die in seinen Sprechstunden waren, dankten es ihm.

Klaus blieb auch nach seinem Abschied von der Landesrechtsschutzstelle unser Kollege und Freund. Politisch interessiert, der Geschichte, Literatur und Philosophie zugewandt und mit seiner – mit unserer! – GEW verbunden! Wir werden ihm ein »nachhaltiges« Angedenken bewahren.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46