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Schwerpunkt "Verloren im Verwaltungswirrwarr"

Die Welt gemeinsam erkunden

Eine Kita in der Motzstraße zeigt: Mit gelungener Elternarbeit und guter Planung kann das Bildungs- und Teilhabepaket erfolgreich sein.

Foto: Bertolt Prächt

Als das Bildungs- und Teilhabepaket vor zehn Jahren eingeführt wurde, dauerte es noch einige Zeit, bis alle damit verbundenen Regeln eine reale Umsetzung in der Praxis erfuhren. Das Abrechnungsverfahren wurde durch Informationen der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie immer konkreter, und somit kam es dazu, dass das Bildungs- und Teilhabepaket nach und nach seinen Weg in den Kita-Alltag fand. Die Leistungen wurden kontinuierlich angepasst, und zu den Kostenübernahmen kam erst ein Zuschuss für das Mittagessen, dann entfielen die Teilnahmegebühren in vollem Umfang. Dieser entfallende Elternbeitrag zur Verpflegung des Kindes bedeutet für die Familien eine kontinuierliche finanzielle Erleichterung. Zudem ermöglichte die Finanzierung von Ausflügen für einkommensschwache Familien mehr Planungssicherheit und Chancengleichheit im Kita-Alltag.

Auch in unserer Kita legen wir großen Wert auf Gleichberechtigung und Chancengleichheit, denn uns ist bewusst, dass die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben sehr prägend ist. Die Idee, gleiche Chancen auf Bildung und Teilhabe in der Kita zu gewährleisten, fanden wir bei uns in der Einrichtung also völlig richtig und so machten wir uns an die Umsetzung. Eine Idee ist letztendlich immer nur so gut, wie sie sich in der Praxis umsetzen lässt. Beim Berlinpass ist wichtig, dass die Unterstützung denen zugutekommt, für die diese Unterstützung gedacht war, nämlich den Kindern. Manchmal gab es Familien, die die Möglichkeit der Unterstützung durch die Vorlage des Berlinpasses in der Kita verspätet in Anspruch nahmen. Die Praxis hat auch gezeigt, dass eine Erinnerung an eine rechtzeitige Verlängerung des Berlinpasses durchaus sinnvoll ist. In unserer Einrichtung stellten wir also fest, dass es eine entsprechende Begleitung der Eltern braucht. Deshalb bieten wir an den Elternabenden Informationen über die Antragsstellungsverfahren an. Dabei hilft auch ein Aushängen der Infoplakate im Foyer der Kita.

Mit Ausflügen mehr erreichen

Für Familien mit mehreren Kindern ist häufig auch ein geringer Betrag noch zu hoch. Durch die Nutzung des Bildungs- und Teilhabepakets wird niemand ausgeschlossen und Chancengleichheit ist gegeben. Die Übernahme der Kosten für die Teilnahme an Tagesausflügen oder für die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben stärkt daher die Familien und hilft den Kitas bei der Umsetzung der Stärkung des Kitagemeinschaftsgefühls. Das ist nämlich eine von den wichtigen pädagogischen Aufgaben der Erzieher*innen. Wenn diese Grundlage gelegt wird, können die Kinder später selbstbewusste Mitglieder der Gesellschaft werden und entsprechend agieren. Und uns gelingt es, die Kinder besser in die gesellschaftlichen Strukturen einzubinden. Die Kostenübernahme für Ausflüge ermöglicht neue Räume zu erkunden und neue Erfahrungen zu sammeln. Die Kompetenzen und Fähigkeiten, die erworben werden, stärken das Individuum Kind und geben das Gefühl der Zusammengehörigkeit und Sicherheit. Die strahlenden Augen der Kinder nach einem Ausflug zu sehen ist immer der Beweis dafür, dass Kinder Aktivitäten wie Ausflüge glücklich machen. Kinder wachsen bei gemeinsamen Unternehmungen über sich hinaus. Etwas geschafft zu haben und etwas gemeinsam zu erleben ist etwas Wertvolles und umso wichtiger, wenn sich bei einigen Familien das Leben eher in einem kleinen Radius abspielt.

Die Aneignungsprozesse im Rahmen der sozialräumlichen Orientierung bedeuten für Pädagog*innen, die entsprechende Begleitung der Entwicklung der Kinder zu ermöglichen. Die Auseinandersetzung mit der Umwelt bietet das Erlernen von Bewältigungsstrategien und eine Erweiterung der Handlungsräume. Manchmal wird auch noch nach Monaten darüber erzählt, was gemeinsam erlebt wurde. Durch Erfahrungen und Auseinandersetzungen mit etwas Neuem, ermöglicht durch die natürliche Neugier der Kinder, entsteht eine weitere Ebene zwischen der Kita und den Eltern. In der Regel entstehen viele neuen Fragen, die ein »Motor« für weitere Fragen sind. Das Erlebte können wir oft als Projekt gestalten, gut dokumentieren und auch die Eltern beziehen wir weiter ein. Aus unserer Erfahrung führen die Anregungen durch die Kita häufig dazu, dass auch im familiären Umfeld Erkundungen der Umwelt zu weiteren Ideen führen. Wenn das gelingt, wird das zu einer Erweiterung des Horizonts nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Erwachsenen führen. Vor allem die Tagesausflüge sind etwas sehr Spannendes für Kinder. Insbesondere Fahrten mit einem Reisebus oder mit der Pferdekutsche sind ein großer Schritt »in die große weite Welt«. Der Berlinpass ermöglichte den Kindern unserer Einrichtung zum Beispiel Besuche der Familienfarm in Lübars, des Wildparks Schorfheide, der Domäne Dahlem, des Vogelparks Teltow, des Planetariums sowie des Feuerwehr-, Puppen- und Wassermuseums.

Bildungsprozesse stärken

Aus unserer Sicht ist bei solchen Ausflügen und unterschiedlichen Aktionen ein wesentlicher methodischer Punkt, nämlich die Sinneserfahrung, zu berücksichtigen. Durch das unmittelbare Tun, zum Beispiel beim Forschungsprojekt Science Lab, bei Wasser-Experimenten oder der Spielwerkstatt, werden sinnesorientierte Erfahrungsprozesse angeregt. Die Bedeutung der Natur wird so thematisiert. Kontaktaufnahme und Kooperationsfähigkeit stärken wiederum die sozialen Kompetenzen der Kinder. Die Teilnahme aller Kinder am kulturellen Leben unterstützt die Bildungsaufgaben in unterschiedlichen Bereichen des Berliner Bildungsprogramms.

Bei den Bildungsprozessen ist es uns wichtig, entsprechende Voraussetzungen zu schaffen, die individuellen Stärken aller Kinder zu fördern und vielfältige Angebote zu machen. Die Heterogenität in den Gruppen bedeutet für uns eine Bereicherung für alle. Auch das Erkunden der Umwelt durch Besuche unterschiedlicher kultureller Veranstaltungen wird durch den Berlinpass möglich. Kindern aus einkommensschwachen Familien ermöglicht der Besitz des Passes die aktive Teilhabe im Rahmen der sekundären Sozialisation, die das Kitaleben darstellt. Den Kitas ermöglicht dieses Programm die Erfahrungserweiterung der Kinder noch besser umzusetzen.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46