
Die Bildungssenatorin sagte im Sommer, die Schulen hätten im Durchschnitt eine Ausstattung mit Lehrkräften von 140 Prozent des rechnerischen Bedarfs. Der Fachkräftemangel könne also leicht abgefedert werden. Damit sprach sie offen aus, was viele schon immer denken. Die »zusätzlichen« Stunden für sonderpädagogische Förderung, Sprachförderung und andere Aufgaben sind Vertretungsreserve und in den Augen der Senatorin verzichtbar. Ein netter Bonus gewissermaßen. Kein Wunder, dass die »verlässliche Grundausstattung« für sonderpädagogische Förderung an den Schulen höchst misstrauisch beäugt wird. Zu leicht lassen sich hier in Zukunft Kürzungen vornehmen, die nur schwer nachvollziehbar und deshalb kaum abzuwehren sind. Dabei ist schon jetzt die Ausstattung zu gering. Ryan Plocher setzt sich in seinem Artikel mit dem Problem auseinander.
Die Gemeinschaftsschule ist ein echtes Berliner Erfolgsmodell, und die Grundschule arbeitet seit eh und je inklusiv. Aber unser Schulsystem segregiert Kinder weiterhin nach ihrer Herkunft. Hier das Gymnasium, vornehmlich für die bildungsbürgerliche Klientel. Dort die Schulen für den Rest. Und wenn eine Schule ob mangelnder Unterstützung nicht mehr weiter weiß, führt der Weg auf die Sonderschule, die heute einen anderen Namen trägt. An dieser Struktur wird sich wohl auf absehbare Zeit nichts ändern. Es stellt sich also die Frage, wie sich die bestehenden, segregierenden Schulformen für möglichst alle Schüler*innen öffnen können. Martin Mnich beantwortet diese Frage für das Gymnasium. Eva Burmeister-Mansouri berichtet aus der Arbeit an einem sonderpädagogischen Förderzentrum.
Die Arbeitsbedingungen sind überall schlecht. Die Pädagog*innen fühlen sich alleine gelassen mit vielfältigen Belastungen, zu denen die Inklusion noch oben drauf kommt. Ihrem außerordentlichen Engagement ist zu verdanken, dass Inklusion dennoch an vielen Orten Realität wird. Wir haben Kolleg*innen von inklusiven Schulen befragt. Maren Loeppke erzählt, warum die Erika-Mann-Grundschule für den Deutschen Schulpreis nominiert wurde. Und wie die politischen Rahmenbedingungen ihre Arbeit immer mehr erschweren. Vier Kolleg*innen berichten über ihre Arbeit an unterschiedlichen Gemeinschaftsschulen. Sie fordern deutlich mehr Unterstützung ein, damit Inklusion in Berlin mehr ist als ein Lippenbekenntnis.
Dieser Artikel ist Teil des bbz-Themenschwerpunkts „Schöner Schein Inklusion“ [zur gesamten Ausgabe]