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Kinder-, Jugendhilfe und Sozialarbeit

Zehn Reformjahre und nur struktureller Abbau

In Ergänzung des Schwerpunktthemas der bbz vom Dezember 2020 »Schulsozialarbeit macht stark« stellt die Fachgruppe Schulsozialarbeit der GEW BERLIN an dieser Stelle ihre Positionen vor.

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Foto: Adobe Stock

Eine qualifizierte Schulsozialarbeit setzt eine gute Beziehungsarbeit und präventive Arbeit voraus. Zum Beispiel in Klassenstunden, die bestmöglich durch eine jahrgangsweise von der siebten bis zehnten Klasse mitwachsenden Begleitung gewährleistet werden kann. Die Bildungsreform 2010 löste aber mit der Kapitalisierung des Ganztags in den weiterführenden Schulen die festen Personalvorgaben auf. Den Schulleitungen wurde die Möglichkeit gegeben, die Gelder beispielsweise auch schwerpunktmäßig für Honorarmittel zu verwenden. Unsere Anmerkungen stellen also eine strukturelle Kritik an den Konzeptionen dar und keine Kritik an den sozialpädagogischen Fachkräften.

Rückkehr zu erfolgreichen Strukturen

Die Fachgruppe Schulsozialarbeit setzt sich dafür ein, gerade auch in COVID-19-Zeiten, die Qualität und Quantität der Schulsozialarbeit im Ganztag an allen weiterführenden Schulen in Anlehnung an die früheren Bedingungen an Gesamtschulen kurzfristig wiederherzustellen oder einzuführen. In einem Senats-Rundschreiben von 1976 wurden Arbeitsschwerpunkte für eine erfolgreiche Schulsozialarbeit festgesetzt, die auch heute aktuell sind. Für die Beratung, die Einrichtung von außerunterrichtlichen Angeboten und Kooperationen braucht es ganztägig kontinuierliches Personal. Dafür soll eine Basisausstattung von mindestens einer sozialpädagogischen unbefristeten Vollzeitstelle pro 100 Schüler*innen gewährleistet werden. Das bedeutet die Rücknahme der reduzierten Personalschlüssel und die Beschäftigung als fester Bestandteil des pädagogischen Personals der Schule. Dafür müssen die öffentliche Ausschreibung neuer Stellen und die Schaffung von Vertretungsmöglichkeiten erfolgen. Dazu gehört auch die Beendigung der befristeten und prekären Beschäftigung über die meist befristeten Sonderprogramme und die sukzessive Rückführung der Schulsozialarbeit in den öffentlichen Dienst, wie es die GEW BERLIN seit Jahren fordert. Weiterhin muss das Recht auf eine Vollzeitbeschäftigung Grundlage eines jeden Arbeitsvertrags sein.

Eine Schule, ein Kollegium

Schulsozialarbeit ist ein eigenständiges, fachlich aus der Kinder- und Jugendhilfe heraus begründetes Arbeitsfeld am Lern- und Lebensort Schule. Sie ist nicht Dienstleisterin an der Schule, sondern gestaltet aktiv mit. Teams von langjährig erfahrenen und neuen sozialpädagogischen Fachkräften haben sich dabei bewährt. Die Beibehaltung eines nachweislich qualifizierten Personals und qualifizierte Weiterbildungsangebote müssen deswegen langfristig sichergestellt werden. Schulsozialarbeit hat eigene Strukturen und sollte deswegen über ein eigenes Budget im Rahmen ihrer Aufgaben verfügen. Eine angemessene Ausstattung mit eigenen, geeigneten Räumen sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Weiterhin ist die Sicherstellung eines sozialpädagogischen Bereichs erforderlich, der die Schulsozialarbeit und die Ganztagsangebote durch multiprofessionelle Teams gemeinsam gewährleistet. Die dafür notwendigen Rahmenbedingungen bedeuten die gleichberechtigte Zusammenarbeit von Lehrer*innen, Sozialpädagog*innen und Erzieher*innen.

Die Fachgruppe Schulsozialarbeit plant zur Bestandsaufnahme und Erarbeitung von zukünftigen Zielen eine Personalversammlung aller im öffentlichen Dienst angestellten sozialpädagogischen Fachkräfte, die in weiterführenden Schulen tätig sind; eine eintägige Fortbildung für alle sozialpädagogischen Fachkräfte in weiterführenden Schulen und für die Erarbeitung weiterer Strategien bei Bedarf auch ein Strategie-Wochenende als Seminar.

Wir möchten darauf hinweisen, dass wir eine Zusammenarbeit von sozialpädagogischen Fachkräften aller Träger*innen befürworten und unterstützen. Wir müssen aber auch feststellen, dass sich das System einer festen Basisausstattung pro Schule im öffentlichen Dienst in Zusammenarbeit mit freien Trägern im Vergleich zur heutigen Situation und Entwicklung besser bewährt hatte. Kolleg*innen, die sich für die umrissenen Forderungen einsetzen möchten, wenden sich gern an die Fachgruppe Schulsozialarbeit in der GEW BERLIN.  

Kontakt zur Fachgruppe Schulsozialarbeit: fgschulsozialarbeit(at)gew-berlin(dot)de

Lesetipp: Zankl 2016: Die Strukturen der Schulsozialarbeit in Deutschland.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46