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Standpunkt

Periode als Klassenfrage

Warum Menstruationsartikel in Schulen frei zugänglich sein sollten.

Foto: privat

Zwei von drei Menschen, die in Schulen arbeiten, nutzen die Toilettentür mit der Figur, die so etwas wie ein Kleid trägt. Viele von ihnen betreten das WC dann und wann nicht nur, um endlich mal ihre Blase zu leeren, sondern auch um sich um ihre Periode zu kümmern. Wieso sollte man(n) sich mit diesem Thema auseinandersetzen? Ist im Jahr 2024 nicht längst alles dazu gesagt? Ist Schule nicht eigentlich ein aufgeklärter Ort?

Was wäre das doch toll! Menstruierende könnten in dieser gedachten Welt mit einer Sorge weniger erziehen oder unterrichten. Sie hätten nicht nur die notwendige Pausenzeit, sondern auch eine Box vor ihrer Nase, aus der sie einfach so, gratis und unkompliziert, einen Tampon, eine Binde oder Reinigungstücher ziehen könnten. Unglaublich, aber wahr: An einigen Orten ist aus diesem Phantasiegedanken bereits Realität geworden. So setzte im Jahr 2021 Schottland als erstes Land durch, dass kostenlose Menstruationsartikel in jeder Bildungseinrichtung zur Verfügung stehen. Auch in manchen Berliner Bezirksämtern hängt bereits ein Hoffnungsschimmer an der Wand: grau und unscheinbar, etwas kühl und doch herzerwärmend, der Periodenartikelspender.

»Frechheit, meine Steuergelder!« höre ich manche meckern. Doch es gibt gute Gründe dafür. In einer Umfrage von PLAN International und WASH United gaben 23 Prozent der Menstruierenden in Deutschland an, dass die monatliche Beschaffung von Periodenartikeln eine finanzielle Belastung ist. 15 Prozent versuchen, so wenig Artikel wie nötig zu verwenden. Jede zehnte Person zögert den Wechsel von Periodenartikeln hinaus, was zu einem erhöhten Infektionsrisiko führt.

Die 16- bis 25-Jährigen würden sich besser versorgen, wenn Produkte kostenlos zur Verfügung stünden. Einige müssten sich gar nicht erst vor der Schule drücken, weil sie wissen, dass ihre selbstgebauten Periodenartikel keinen ganzen Tag durchhalten. Schulen könnten diese Sorge zumindest teilweise abfedern. Die Betroffenen könnten sich auf den Unterricht konzentrieren, statt darüber zu grübeln, aus welchen Taschentüchern sie sich Binden bauen. Bei einer plötzlich auftretenden Blutung – das passiert vor allem in den ersten Zyklen bei Kindern und Jugendlichen – müssten diese nicht andere um Hilfe bitten, sondern könnten selbstbestimmt Produkte aus dem Spender nutzen.

Auch Beschäftigte würden von Periodenspendern profitieren. Sie böten ihnen Zeitersparnis und weniger Aufwand. Flitzt eine Lehrkraft mal wieder von A nach B durchs Schulhaus, so hat sie nicht unbedingt Menstruationsartikel dabei. Statt wieder zurück zu ihrem Rucksack zu laufen, bräuchte sie nur zur Toilette zu gehen, et voilà!

Kostenlose Periodenartikel wären zugleich Erleichterung, Aufklärungsmittel und Schritt zur Gleichberechtigung. Menstruation würde endlich sichtbarer gemacht und als etwas Normales gesehen werden. Gerade Schulen müssten mit ihrem Bildungsauftrag diesen Schritt gehen. Jetzt brauchen wir nur noch Menschen, die sich dafür stark machen und Personen, die verstehen, dass dieses Problem des Bildungssystems schnell gelöst werden könnte.        

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46