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Gewerkschaft

Rund um die Uhr

Ein Arbeitstag einer Lehrkraft.

Foto: Adobe Stock

Mein Arbeitstag beginnt am Abend davor. Noch mal eben auf den Vertretungsplan gucken – ich bin für die 2. Stunde nicht ausgeplant, da findet morgen aber VERA 3 statt und ich müsste in meiner eigenen Klasse bleiben und nicht, wie sonst, in der 6. Klasse Englisch unterrichten. Schnell eine Nachricht an die Schulleitung in der Hoffnung, dass das morgen früh noch geregelt werden kann.

7:25 Uhr – ein Schüler fragt vor dem Schultor, ob heute der dritte Teil von VERA stattfindet. Beim Anschließen meines Rads kommt eine Kollegin auf mich zu, um den Ablauf von VERA zu besprechen. Währenddessen stellt sich die zweite Kollegin an: Was ist mit der 2. Stunde? Sie soll diese fachfremd übernehmen. Auf dem Schulhof treffe ich eine Schülerin von mir, sie hat ein blaues Auge, dem muss ich noch nachgehen.

 

Schon vor der ersten Stunde

 

Im Klassenzimmer angekommen schnell die Überbleibsel vom Studientag aufräumen. 7:35 Uhr – ein Kaffee wäre gut, also einmal quer durch die Schule zum Mitarbeitendenzimmer und wieder zurück, Smartboard starten und den Ablauf für VERA anschreiben (nicht geschafft). 7:45 Uhr – erstes Klingeln, mein Laptop ist heute sehr langsam, oder liegt es am Schulnetzwerk, dass mal wieder genau so müde in den Tag startet wie ich? Der Vertretungsplan ist auch noch nicht online.

Die ersten Kinder betreten den Klassenraum, sind aufgeregt, viele Fragen müssen beantwortet werden. Ein Kind hat mir ein Gedicht auf einer Schreibmaschine getippt, das umgehend vorgelesen werden muss. Sowas gehört zu den wirklich schönen Seiten des Berufs, fordert jedoch auch meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Das VERA-Heft mit den Anweisungen ist da, kann gleich losgehen. Schnell noch die klemmende Federtasche eines Kindes öffnen. 7:50 Uhr – zweites Klingeln, jetzt aber wirklich den Ablauf anschreiben.

8:00 Uhr – die erste Stunde startet. Mit ein paar Wochenenderzählungen die VERA-Anspannung rausnehmen. 8:15 Uhr – VERA geht los, viele Fragen, eine Menge Verunsicherung muss abgefedert werden. Der Vertretungsplan ist aktualisiert worden. Ich kann in meiner Klasse bleiben. In fünf Kanälen der schulinternen Kommunikationsplattform sind Nachrichten eingegangen, davon eine Direktnachricht an mich. Die ersten Kinder sind mit dem Test fertig, andere schlagen erst die zweite Seite auf. Noch fünf Minuten, dann muss ich ihnen die Hefte wegnehmen.

9:15 bis 9:30 Uhr – die Kinder frühstücken und ich lese ihnen vor. 9:35 bis 9:55 Uhr – »Pause« aka Gespräche mit Kolleg*innen, heute: Talentwettbewerb, Buchbestellung für das nächste Schuljahr, auffälliges Verhalten eines Schülers. 9:55 bis 10:40 Uhr – eigentlich meine Stunde als IT-Beauftragter, aber jetzt braucht eine Kollegin Unterstützung bei der Buchbestellung und muss Frust ablassen. Mit zwei anderen Kolleginnen spreche ich über die Arbeitszeitstudie, noch ein weiteres Gespräch über die Sicherheit der Kinder an unserer Schule.

10:45 bis 11:30 Uhr – Den VERA-Test mit der Klasse besprechen, Deutsch unterrichten, Abschiedskarte für eine Kollegin gestalten lassen, die die Schule verlässt. 11:30 bis 11:55 Uhr – eigentlich Pause, gefüllt mit der Verabschiedung der Kollegin. 12:00 bis 12:45 Uhr – Mathematik, 12:45 bis 13:10 Uhr – »Pause« mit Aufsicht, 13:15 bis 14:00 Uhr – Sachunterricht, 14:00 Uhr – Elterngespräch 1, 14:30 Uhr – Elterngespräch 2.

 

Zu Hause geht’s weiter

 

15:00 Uhr – Vorbereitung für den nächsten Schultag im heimischen Büro. Zwischendurch Absprachen mit Kolleg*innen über die Schul-App. 18:00 Uhr – selbstverordneter Feierabend.

Was ich heute nicht geschafft habe: dem blauen Auge nachzugehen, den Antrag für die Klassenfahrt auszufüllen, mit der Unterkunft für die Klassenfahrt das Programm abzusprechen, Unterlagen in die Schüler*innenakten abzuheften, meine IT-Aufgaben, diverse Elterninformationen.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46