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Schwerpunkt „Vom Papier zum Pixel – Digitalisierung in Kita und Sozialer Arbeit“

Schlüssel zur digitalen Welt

In Kitas stehen pädagogische Fachkräfte vor der wachsenden Aufgabe, digitale Medien bewusst auszuwählen und einzusetzen.

Foto: Adobe Stock

Die Nutzung von Medien in der frühen Kindheit ist vielfältig. Während klassische Medien wie Bücher und Hörspiele weiterhin eine wichtige Rolle spielen, ist in vielen Haushalten die Medienvielfalt insbesondere durch die Digitalisierung immens gewachsen. Diese digitalen Angebote sollen im Folgenden diskutiert werden.

Zu den multimodalen Informationsmedien zählen interaktive Angebote, wie zum Beispiel Apps. Einige Apps eignen sich gut für das Sprachen- und Sprechenlernen oder die Kommunikation mit sinnes- und entwicklungsbeeinträchtigten Kindern. Darüber hinaus können Apps dazu dienen, kognitive Funktionen wie die Konzentration, Aufmerksamkeit oder das Kombinationsvermögen zu trainieren. Viele Medienangebote sind jedoch primär darauf ausgerichtet, die Kinder zeitlich zu unterhalten. Im frühpädagogischen Kontext ist es folglich unerlässlich, sich im Team und mit Fachexpert*innen darüber auszutauschen, welche Materialien hinsichtlich der pädagogischen Ziele geeignet erscheinen und in welcher Form der Einsatz erfolgen soll. Eine medienkompetente Nutzung setzt voraus, Medien nach spezifischen Kriterien auszuwählen: Einsatzmöglichkeiten, Dauer, Komplexität, technische Infrastruktur sowie thematische und visuelle Gestaltung.

 

Medienkompetenz fördern

 

Obwohl Medien in vielfältigen Formen in Kitas eingebunden werden können, sollte deren Einsatz möglichst nicht zu Ungunsten der aktiven Lernzeit und zwischenmenschlicher Kontakte gehen, die in den frühen Jahren eine immense Bedeutung für die Sozialisation haben. Der Fokus sollte daraufgelegt werden, dass Kinder Medien in produktiver Weise als ästhetisch-kommunikative Ausdrucksmittel eigener Interessen kennenlernen, indem beispielsweise Fotos oder Videos zu einem Projekt erstellt werden. Die Aufgabe von Fachkräften in Kitas ist es, das Verständnis für Medien kritisch darzustellen, eine zielgerichtete Nutzung zu fördern und auch auf Sicherheitsaspekte kindgerecht hinzuweisen. Zudem tragen Fachkräfte Sorge um die Datensicherheit der von den Kindern genutzten Medien. Dies schließt digitale Gruppenpläne, Portfolios und andere Entwicklungsdokumentationen ein. Die Eltern werden in diese Prozesse partizipativ und in reflektierender Weise einbezogen und beraten, wobei die Mediennutzung in Kitas jene im häuslichen Umfeld aufgreift und eine angepasste beziehungsweise limitierte Nutzung für die Kinder anstrebt. Das setzt eine hohe Medienkompetenz und ein fundiertes Wissen über kindliche ‚Medienwelten’ und mediale Trends voraus.

 

Kreativ, kommunikativ, interaktiv

 

Bedeutend für die medienpädagogische Gestaltung sind interaktive Internetseiten, Lern-Apps und Erklärvideos, die beispielsweise themenbezogen zu Projekten herangezogen werden. Eine reichhaltige sprachliche Begleitung der Prozesse, wie eine dialogische Grundhaltung, die Selbstverbalisation zur Erläuterung der Eingabe von Suchbegriffen, das offene Fragen und die Nutzung von Buchstaben, sind didaktisch wirksame Methoden. Sie vermitteln darüber hinaus wichtige Literacy-Kompetenzen für den Schriftspracherwerb.

Des Weiteren können Fachkräfte den Raum dafür eröffnen, Kinder über die eigenen Medienerfahrungen und die damit verknüpften emotionalen Reaktionen erzählen zu lassen und damit auch helfen, diese zu verarbeiten und einzuordnen. Auch durch das gemeinsame Anschauen von Videos in Kleingruppen kann die Interaktion zwischen den Kindern durch offene Fragen angeregt werden, sodass sie aus dem passiven Konsum in eine reflektierende und sprachlich anregende Kommunikation übergehen. Hier kann auf die langjährigen Erfahrungen und methodischen Konzepte des ‚Filmgesprächs‘ und der »Filmbildung« zurückgegriffen werden.

Weitere didaktische Methoden sind die Nutzung visueller Gestaltungsprogramme, wie beispielsweise Fotobearbeitungsprogramme oder Zeichen-Apps. Darüber hinaus können eigene Geschichten aufgenommen oder Projekte audiovisuell dokumentieren werden. Der kindliche Erwerb von Kulturtechniken sollte demnach auch die spezifischen Aspekte visueller, interaktiver und multimodaler Medien und »Zeichensysteme« in den Blick nehmen.

Grundlegend lernen Kinder über Nachahmung und imitieren so das Verhalten älterer und Erwachsener, insbesondere der Eltern. Pädagogische Fachkräfte können anregen, selbst stärker aktiv zu werden. Immer wieder ist dabei der Rückbezug zur realen Welt wichtig. Das Zeichnen am Tablet ermöglicht nur ein begrenztes Spektrum an Sinneserfahrungen. Es ist entscheidend, dass Kinder zwischen der realen und digitalen Welt wechseln können und dabei ihre eigenen Erfahrungen mit Medien reflektieren und in sozialen Lernprozessen besprechen. Digitale Medien sollten demnach als Hilfsmittel verstanden werden, Brücken zu bauen, indem die vielfältigen Medienangebote als Erweiterung der eigenen kommunikativen Ausdrucksmöglichkeiten kennengelernt werden.

 

Selbstreflexion stärken

 

Die Medienkompetenzförderung von Kindern setzt voraus, dass sich pädagogische Fachkräfte mit ihrer eigenen Medienbiographie und Mediensozialisation kritisch auseinandersetzen. Was hat mir als Kind besondere Freude bereitet? Sehe ich Parallelen zu den Kindern heute? Wo sehe ich Kritikpunkte bei der eigenen Mediennutzung? Warum nutze ich welche Medien? Dies zu reflektieren und auch transparent für andere aufzubereiten ist ein wichtiger Teil des professionellen Handelns im Bereich frühkindlicher Medienbildung.

 

Perspektiven frühkindlicher Filmbildung

www.dff.film

 

Modellversuch Medienkompetenz in der Frühpädagogik stärken

www.kita-digital-bayern.de

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46