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Schwerpunkt „Ukraine und Russland – Furchen eines Krieges“

Schüler*innenaustausch trotz Krieg

Mehr als hundert ukrainisch-polnisch-deutsche Jugendbegegnungen jährlich zeigen, wie beliebt der Austausch geworden ist.

Foto: Hermann Nehls

Als der Bus vor dem Fenster des Klassenraumes der 9b hält, dauert es keine zwei Sekunden, bis die komplette Klasse am Fenster hängt und die Schüler*innen im Bus neugierig anstarrt, winkt und durch Rufe Kontakt aufnimmt. Unsere Gastschüler*innen aus der Ukraine sind eingetroffen. Dass Schüler*innenbegegnungen mit der Ukraine trotz Krieges möglich sind, ist unter anderem der Arbeit des Deutsch-Polnischen Jugendwerks (DPJW) zu verdanken.

Mit dessen Hilfe konnten wir unsere Partnerschaft mit Polen und der Ukraine trotz des Krieges wieder aufleben lassen. Doch wie fing alles an? Vor sechs Jahren schrieb mir eine Schule aus Zbąszyń, als ihnen ihre Partnerschule abgesprungen war. Sie hatten bereits ein Projekt beim DPJW beantragt und haben uns mit ihrer ukrainischen Partnerschule aus Ternopil nach Zbąszyń eingeladen. Da wir in Osteuropa noch keine festen Partnerschulen hatten, aber viele unserer Schüler*innen und Kolleg*innen Polnisch oder sogar Ukrainisch sprechen, sagten wir zu. Ich bat noch um ein persönliches Kennenlernen, da dieses unerlässlich für gute Projektarbeit ist.

Zwei Wochen später sollte die Fahrt schon stattfinden. Schüler*innen zu finden, die spontan teilnehmen wollten, ging schnell. Die zwei Lehrkräfte, die die Reise nach Polen antraten, übernahmen den Papierkram und das Einsammeln der Fahrtkosten, die mithilfe der DPJW-Förderung nur 20 Euro betrugen. Das Programm und die Beantragung der Förderung erledigt die einladende Partei, in dem Fall der Elternverein der polnischen Schule.

Gemeinsam waren wir auf den Spuren des Ersten Weltkriegs und für den Naturschutz unterwegs. Obwohl ich anfänglich Sprachbarrieren befürchtet hatte, da die ukrainischen Schüler*innen weder Englisch noch Deutsch sprachen, stellte sich wieder einmal heraus, dass Teenager auch ohne Worte jede Menge Spaß haben können. Sie haben jeden Tag nach dem Programm zusammen getanzt und eine gemeinsame Kommunikation hinbekommen.

Als wir die gemeinsame Arbeit nach Corona wieder aufnehmen wollten, brach der Krieg aus, doch dieser sollte uns nicht abhalten. Wir luden unsere Partnerschulen aus Ternopil und Zbąszyń im November 2022 nach Berlin ein, um gemeinsam zu Kultur und Diversität zu arbeiten. Durch eine Förderung des Auswärtigen Amtes war die Projektwoche für alle teilnehmenden Schüler*innen kostenlos. Die Schule übernahm als Eigenanteil die Kosten für einen Graffiti-Workshop, weitere Kosten kamen nicht dazu. Das ist wichtig, denn der Großteil unserer Schüler*innen ist armutsbetroffen, ohne solche Programme könnten sie an vielen Reisen nicht teilnehmen.

Bei Projekten in Deutschland plant die deutsche Schule das Programm. Sie beantragt den Zuschuss zu den Programmkosten für alle Teilnehmenden wie auch eine Förderung der Reisekosten der Gruppe aus dem Drittland. Die Beantragung ist unkompliziert und die Mitarbeitenden des DPJW sind eine große Hilfe.

Die ukrainischen Schüler*innen kamen mit dem Bus, da der zivile Flugverkehr eingestellt ist. Neu war, dass männliche Lehrkräfte nicht aus der Ukraine ausreisen durften. Die Busfahrer durften das schon und blieben mit dem Bus auch die Woche da. Mittlerweile gibt es einige Bildungsangebote der Museen auf Ukrainisch. Wenn es kein Angebot auf Ukrainisch gab, wählten die Schüler*innen dieses Mal Englisch, denn Russisch kam für viele nicht in Frage.

Es gibt viele ukrainische Schulen, die Partnerschulen suchen und das DPJW hilft bei der Vermittlung. Trilaterale Begegnungen stellen immer eine großartige Erfahrung für Schüler*innen dar. Neben thematischen Schwerpunkten in Geschichte, Kultur und Landeskunde fördern sie vor allem soziale und sprachliche Fähigkeiten sowie Vielfalt, Toleranz und Respekt. Wir können nur alle Lehrkräfte ermutigen: Traut euch, denn der Krieg ist kein Hindernis.         

 

dpjw.org

Das DPJW bietet neben Informationen zur Projektförderung auch einen trilateralen Sprachführer und diverse Materialien und Spiele zum Aufwärmen, Kennenlernen und zur Förderung sozialer Kompetenzen an.

 

triyou.dpjw.org

Das Online-Portal TRIYOU dient der Vernetzung und der gemeinsamen Projektplanung für trilaterale Jugendbegegnungen.

 

bredbeck.de/arbeitsfelder/likhtar

»LIKHTAR / Ліхтар« ist ein Netzwerkprojekt für Fachkräfte des deutsch-polnisch-ukrainischen Jugendaustauschs, Online-Beratungen, Fachseminare und Workshops.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Privat:  030 / 219993-46