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Recht & Tarif

Untere Gehaltsklassen

Viele Grundschullehrkräfte in Berlin erfahren monetär gerade die verdiente Wertschätzung. Sie erhalten das erstreikte Gehalt nach den Lohngruppen E13/A13. Gleichzeitig bleiben ganze Gruppen von dieser Aufwertung ausgeschlossen.

Foto: GEW BERLIN

Auf der einen Seite finden sich die angemessen honorierten Lehrkräfte, auf der anderen Seite diejenigen, die zwar die gleiche Tätigkeit ausführen, die in Bezug auf ihre Entlohnung aber bitter abgehängt sind. Es handelt sich dabei immerhin um einen Unterschied von bis zu vier Lohngruppen. Die Benachteiligten sind vor allem aus der ehemaligen DDR, die »Lehrkräfte unterer Klassen«. Wie kann das sein, nach mehr als 30 Jahren Fall der Mauer?

Die von der GEW BERLIN unterstützte Initiative »Jetzt schlägt’s 13! E13/A13 für alle Grundschullehrkräfte« kämpft für die Gleichstellung gerade auch der in der ehemaligen DDR ausgebildeten Pädagog*innen mit Lehrbefähigung. In der DDR haben sie Ausbildungen wie Freundschaftspionierleiter*in, Jugendbildungsreferent*in, Horterzieher*in mit Lehrbefähigung oder Vorklassenlehrer*in und Erzieher*in mit Lehrbefähigung durchlaufen. Ein Teil von ihnen ist bereits mehr als 30 Jahre als Lehrkraft an öffentlichen Schulen in Berlin beschäftigt. Andere arbeiteten trotz ausgebildeter Lehrbefähigung als Erzieher*in, als Schulhelfer*in oder in anderen pädagogischen Berufen inner- und außerhalb des Schuldienstes. Manche von ihnen stellte die Senatsbildungsverwaltung mit zunehmendem Mangel ab 2016 schließlich doch als Lehrkraft ein.

Senatsverwaltung ist unwissend

Das von der Führung der Senatsverwaltung vollmundig vorgetragene Versprechen »Ab 1. August 2019 sollen alle Lehrkräfte im Berliner Schuldienst höhergruppiert werden« gilt für diese Lehrkräfte trotzdem (noch) nicht. Zum Teil erhalten sie nicht einmal die Zulassung für die zur Höhergruppierung geforderte Fortbildung. Mit dieser Zurücksetzung wollen sich die in der Initiative organisierten Kolleg*innen nicht abfinden. Rückenwind erhalten sie unter anderem von den bildungspolitischen Sprecherinnen der drei Regierungsparteien, allen voran die der Linken. So hat Regina Kittler die Initiative jüngst in das Berliner Abgeordnetenhaus eingeladen, um mit ihnen den Stand und mögliche weitere Schritte ihres Kampfes zu besprechen. Rund 70 Kolleg*innen folgten ihrer Einladung. Deutlich wurde dort, wie tief die Enttäuschung über das als leer empfundene Senatsversprechen sitzt.

Bereits im November stellte Kittler außerdem eine schriftliche Anfrage an den Senat zum Thema der Einstellung von Lehrkräften unterer Klassen. Ihr in diesem Kreis verkündetes Fazit lautet: die Senatsverwaltung weiß nichts über die Ausbildungen und Qualifikationen der Kolleg*innen. »Die wissen nicht, mit wem sie es zu tun haben.« Und sie kündigte an, dass sie schon bald eine weitere kleine Anfrage stellen wird, mit der sie dann präzise Antworten erzwingen will.

Senatorin bleibt Antwort schuldig

Aber auch andere Initiativen ließ die Senatsbildungsverwaltung bisher ins Leere laufen. So hat sich beispielsweise das gesamte Kollegium der Jane-Goodall-Grundschule in Friedrichshain bereits im Oktober mit einem Schreiben an Sandra Scheeres gewandt, in dem sie sich solidarisch mit einer Kollegin aus ihrer Schule erklärten. Denn ihre seit Jahrzehnten als Lehrerin beschäftigte Kollegin ist bisher von der Höhergruppierung ausgeschlossen. Sie stellen außerdem klar, dass in der ehemaligen DDR eine Ausbildung zur Lehrkraft der Klassen 1 bis 4 nur am Institut für Lehrer*innenausbildung vorgesehen war. Warum dies nun nicht als angemessene Ausbildung angesehen wird, um die Kollegin für eine weitere Qualifizierung zuzulassen, ist nicht nachvollziehbar. Konsequent fragen sie: »Wenn es keine Anerkennung dieser Ausbildung gibt, warum sind unsere Kollegin und auch andere Kolleg*innen mit dieser Ausbildung überhaupt in den Schuldienst eingestellt worden?« Eine Antwort darauf blieb die Spitze der Senatsverwaltung schuldig, ein Brief kam bisher nicht zurück.    

Online-Petition für Gerechtigkeit
Kolleg*innen haben eine Online-Petition gestartet, mit der sie sich gegen die Schlechterstellung der Lehrkräfte mit DDR-Ausbildung wehren, die eins zu eins die gleiche Arbeit verrichten wie alle anderen. Wir freuen uns über eure Hilfe im Kampf gegen diese Ungerechtigkeit. Es zählt jede Unterschrift. Beteilige auch du dich für Gerechtigkeit unter www.change.org »Gleiches Geld für gleiche Arbeit« oder Petition

 

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46