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Gewerkschaft

Warum ich an der Arbeitszeitstudie teilnehme

Wie die genaue Erfassung der Arbeitszeit anstrengende Smalltalk-Diskussionen beenden kann.

Den meisten Lehrkräften wird folgende Situation bekannt vorkommen: Man ist auf einem sogenannten Social Event – nennen wir es Fete –, der herrliche Smalltalk setzt ein und die obligatorische Frage »Und was machst du so?« ist an der Reihe. Die Reaktionen auf den Lehrer­*innenberuf (besonders, wenn es sich auch noch um die Grundschule handelt) sind im Kern immer ähnlich: Ab mittags haben wir Feierabend und die Ferien werden mit den vergleichsweise wenigen Tagen Urlaub, die man in der freien Wirtschaft hat, verglichen. Meine übliche Entgegnung, dass ich nach dem Unterricht doch längst noch nicht frei habe, wird meist mit der Frage nach der Wochenstundenzahl abgetan. 28 Stunden in der Woche? Herrlich! Und du machst auch noch Teilzeit? Wow! Entweder lenke ich das Gespräch dann um und lasse die anderen über ihre langen Arbeitszeiten klagen, oder ich versuche meine Arbeitszeit zu verteidigen. Jedoch fehlen mir spätestens an diesem Punkt die greifbaren Argumente, genauer gesagt konkrete Zahlen. Wie lange sitze ich eigentlich nach der Schule am Schreibtisch? Welche Zeit wende ich in den Ferien auf, um Liegengebliebenes nachzuholen und die kommenden Wochen vorzubereiten? Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, allenfalls ein Gefühl, dass es doch recht viel sein könnte. Die Einstellung meiner Gesprächspartner*innen hingegen stellt leider immer noch recht gut den Blick der Gesellschaft auf den Beruf der Lehrkraft da. Aber es gibt Bewegung und die Vorurteile bröckeln. Langsam wird den meisten bewusst, dass dieser Beruf vielleicht doch anstrengender sein könnte, als man gedacht hat.

Was mir im Kleinen helfen kann, die Diskussion auf der Party in eine andere Richtung zu lenken, kann in der politischen Auseinandersetzung Dreh- und Angelpunkt sein, um endlich wissenschaftlich fundiert zu begründen, dass Lehrkräfte zu viel arbeiten, überlastet sind und von der Politik gehört werden müssen: eine wissenschaftliche Arbeitszeitstudie, die uns er­möglicht, die Arbeitszeit von Lehrkräften verlässlich zu erfassen.

Als Teilnehmende*r der Studie erfasst man ein Jahr lang die reale Arbeitszeit, insbesondere nach dem Unterricht. Das ist zunächst eine Zusatzaufgabe, die jedoch mit ein wenig Übung nebenher zu erledigen ist und sich am Ende lohnen wird. Aber warum halse ich mir das auf? Ich habe doch schon genug zu tun. Nun, es braucht etwa 5.000 Teilnehmende – das sind viele Leute! Es müssen Kollegien vieler Schulen teilnehmen, damit die Studie fundiert und aussagekräftig ist.

Ich mache das zunächst also aus ganz egoistischen Gründen: ich will endlich die Smalltalk-Diskussion gewinnen. Aber ich möchte mich auch einbringen, weil ich überzeugt bin, dass die genaue Erfassung unserer tatsächlichen Arbeitszeit eine wichtige Säule des Kampfes für einen realen Gesundheitsschutz im Lehrer*innenberuf sein wird. Dafür müssen möglichst viele Kolleg*innen an der Studie teilnehmen.

Ich freue mich drauf. Lasst uns gemeinsam durch diese Studie was bewegen!

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Privat:  030 / 219993-46