Wer verändert die Schule?

Hört man Richard David Precht über das aktuelle Schulsystem reden, bekommt man manchmal den Eindruck, das Beste wäre, den ganzen Laden abzureißen und dann nochmal – aber diesmal richtig – aufzubauen. Jetzt stehe ich selbst vor der Klasse und bis zum Tag der großen »Bildungsrevolution«, die er einfordert, merke ich meine eigene Verantwortung! Denn ob meine Schüler*innen das Ganze später als frustrierende oder als belebende Erfahrung abspeichern, hängt oft davon ab, ob sich eine Begeisterung auf die Lernenden übertragen konnte. Jede*r Schüler*in entscheidet sich immer wieder neu für oder gegen ein Fach, einen Kurs, eine Lehrkraft. Und manchmal ist sehr wenig nötig, um jemanden für den Unterricht zu gewinnen. Ich merke immer wieder, wie groß die Spielräume sind, meinen Unterricht zu gestalten. Als ich neulich dieselbe Unterrichtsstunde (Bodypercussion mit Mark Ronson) im Rahmen eines Großgruppen-Projekts sieben Mal in verschiedenen Klassen gehalten habe, fiel mir auf, wieviel besser der Unterricht von Mal zu Mal wurde – während der Inhalt und der Rahmen gleichgeblieben sind. Kleine, aber effektive Veränderungen: Statt im Stehen, haben wir es im Sitzen versucht und plötzlich war es der einen Klassenhälfte nicht mehr peinlich mitzumachen. Aus einem kurzen Vortrag über die Copyright Infringement Vorwürfe von Mark Ronson wurde ein Quiz, in dem die Teilnehmenden selbst raten durften, welche Elemente aus anderen Songs übernommen wurden. Die großen Reformen im Bildungssystem dauern lange und sind wichtig. Aber wie innovativ und gewinnbringend die morgige Stunde ablaufen wird, beeinflusst die Lehrkraft in weiten Teilen selbst! Und so ist der wahrscheinlich beste Hebel, das Bildungssystem von innen heraus zu verbessern, die Situation der Lehrenden zu verbessern, ihnen Spiel- und Freiräume zu geben.