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Einfach so Lehrer*in werden? Das geht?

Ja – leider führt der gravierende Mangel an ausgebildeten Lehrkräften dazu, dass immer mehr Menschen in Berlin als Lehrer*innen eingestellt wurden, die weder ein Lehramtsstudium absolviert, noch ein passendes Fach studiert haben. „Lehrer ohne volle Lehrbefähigung“ = LovL. Damit das etwas schöner klingt, spricht die Senatsverwaltung für Bildung lieber von „Seiteneinsteiger*innen“. Jetzt gibt es für bereits länger befristet beschäftigte Lehrkräfte endlich eine dauerhafte Perspektive.

Letzte Aktualisierung: 21.02.2023

Was sind die Probleme?

  • In der Regel werden LovL nur befristet eingestellt und hangeln sich zum Teil über Jahre von Fristvertrag zu Fristvertrag.
  • Die Senatsverwaltung für Bildung hat bis heute keine Übersicht, welche Qualifikationen die einzelnen Lehrkräfte mitbringen. Meist haben sie einen Hochschulabschluss, aber kein für die Berliner Schule relevantes Fach studiert. Es gibt aber auch Lehrkräfte ohne abgeschlossenes Studium.
  • Damit fehlen in der Regel die Voraussetzungen für die berufsbegleitende Ausbildung zur Lehrerin / zum Lehrer im Wege des Quereinstiegs in Berlin
  • Die Bezahlung von Lovl ist dadurch deutlich schlechter.

Wie konnte es so weit kommen?

Die Berliner Schulen sind inzwischen auf dem Papier nur noch zu 97 % mit unbefristetem Personal ausgestattet. Wird jemand krank oder bekommt ein Kind, entsteht sofort Vertretungsbedarf. Der gravierende Mangel an ausgebildeten Lehrkräften hat diese Situation zusätzlich verschärft. Die Schulleitungen bedienen sich dann aus der Datenbank für Vertretungslehrkräfte und / oder sind froh über Bewerber*innen, die sich direkt an sie wenden. Schwups – befristet eingestellt. Wer gute Arbeit macht, bekommt den nächsten Fristvertrag usw. Ist für die Schulleitungen überaus bequem, weil LovL keine berufsbegleitende Ausbildung machen müssen bzw. dürfen und damit „voll“ zur Verfügung stehen.

Jetzt endlich: Unbefristete Beschäftigung unter bestimmten Voraussetzungen

Lehrkräfte, die bereits mindestens drei Jahre befristet an öffentlichen Schulen in Berlin tätig sind (darunter zusammenhängend mind. ein Jahr an einer Schule), können sich jetzt für eine unbefristete Beschäftigung bewerben. Die Senatsbildungsverwaltung hat dazu am 10.02.2023 eine interne Stellenausschreibung an alle Schulen geschickt. Voraussetzungen sind ein Hochschulabschluss mindestens auf Bachelorniveau (oder Hochschulstudienleistungen mit Vordiplomprüfung) sowie deutsche Sprachkenntnisse auf C 2-Niveau.

Ausgenommen sind Lehrkräfte, die sich im Lehramtsstudium bzw. auf dem Ausbildungsweg für ein Lehramt befinden.

Das ist ein erster wichtiger Erfolg der Aktivitäten der GEW BERLIN. Die GEW BERLIN hat lange dafür gekämpft, dass die Lehrkräfte, die die Berliner Schulen auch ohne volle Lehramtsausbildung über Jahre am Laufen gehalten haben, endlich ein unbefristetes Arbeitsverhältnis und damit eine dauerhafte Perspektive erhalten. Hier die Presseerklärung der GEW BERLIN vom 20. Februar 2023.

Wer A sagt, muss auch B sagen: Jetzt müssen Qualifizierungsangebote her!

Die GEW BERLIN fordert, dass die Senatsbildungsverwaltung jetzt zügig strukturierte Qualifizierungsangebote auflegt, damit es auch bei der Bezahlung eine Perspektive gibt. Die Senatsbildungsverwaltung muss es über Weiterqualifizierungsangebote ermöglichen, dass die Kolleg*innen eine volle Lehramtsbefähigung erwerben können. Dazu gehört unter anderem, dass Ermäßigungsstunden gewährt werden, wenn die Lehrkräfte sich für ein Q-Masterstudium an den Universitäten entscheiden oder andere Weiterqualifikationen nutzen.

Was macht die GEW?

An erster Stelle steht für die GEW BERLIN die Stärkung der Lehrer*innenbildung in den Universitäten. Viel zu spät wurde die Zahl der Studienplätze (gerade für die Grundschule) erhöht. Von der vereinbarten Zahl von 2000 Lehramtsabsolvent*innen der Berliner Universitäten pro Jahr sind wir weit entfernt. Mehr zum Hintergrund hier.

Die GEW BERLIN hat es bereits 2004 durchgesetzt, dass der „Quereinstieg“ von Hochschulabsolvent*innen, die mindestens ein für die Schule geeignetes Studienfach mitbringen, zwingend mit der berufsbegleitenden Ausbildung und dem Lehramtsreferendariat mit Staatsprüfung verbunden ist. Am Ende steht die volle und bundesweit anerkannte Lehramtsbefähigung. Bei allen Problemen ist das eine gute Grundlage für die Sicherung der Unterrichtsqualität in Zeiten des gravierenden Lehrkräftemangels.

Die GEW BERLIN ist als Bildungsgewerkschaft für alle Lehrkräfte da, auch für diejenigen ohne volle Lehrbefähigung (LovL) bzw. Seiteneinsteiger*innen. Solidarität ist eine der Leitplanken des gewerkschaftlichen Handelns. Dazu gehören gegenseitiger Respekt, Unterstützung und Wertschätzung in diesem schwierigen Beruf.

Die GEW BERLIN fordert von der Senatsbildungsverwaltung, dass LovL bzw. Seiteneinsteiger*innen für den Beruf Lehrer*in qualifiziert werden. Der Landesvorstand der GEW BERLIN hat Ende Juni 2022 einen Beschluss zu Akutmaßnahmen zur Abfederung des Personalmangels in den Schulen gefasst. Darin heißt es u. a.: „Alle als Lehrkräfte eingestellte Personen müssen zeitnah Angebote zur Weiterqualifikation mit dem Ziel der vollen Lehrbefähigung erhalten. Lehrkräfte ohne volle Lehrbefähigung (LOVL) sind nach einem Jahr befristeter Beschäftigung und bei Vorliegen eines wissenschaftlichen Hochschulabschlusses unbefristet weiter zu beschäftigen.“ Der vollständige Beschluss findet sich hier. Die Forderungen der GEW BERLIN für eine Qualitätsoffensive Lehrkräftebildung sind hier zu finden.

Kontakt
Matthias Jähne
Referent Vorstandsbereich Hochschulen und Lehrer*innenbildung
Telefon: 030 / 219993-59

Telefonsprechzeiten:
  Mo., Di., Do. 13.00 bis 16.00 Uhr,
  Mi. 13.00 - 17.00 Uhr,
  Fr. 13.00 bis 15.00 Uhr

Quersteinstieg in der Schule